Dienstag, 18. Juli 2017

Marokko - eine Abenteuerrundreise mit dem Mietwagen - Teil 2 Fés und Tinghir

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Tag 3:
Ich bin gestern sofort eingeschlafen und habe auch wirklich sehr erholsam geschlafen. Es ist uns sehr schwer gefallen aus dem Bett zu steigen, weil es einfach so gemütlich war. Das Frühstück auf der Dachterrasse war perfekt. Übrigens lebt dort auch eine Landschildkröte. Der ganze Aufenthalt im Repose war ein Traum. Liebevoll eingerichtet und dekoriert und die Inhaber einfach so herzlich, dass man sich gleich zu Hause fühlt. Leider mussten wir diesen schönen Ort verlassen, unsere Reise sollte ja schließlich weitergehen. Also saßen wir recht schnell nach dem Frühstück im Auto Richtung Fés. Die Straßen waren gut ausgebaut und ähneln, zumindest auf dieser Strecke, unseren Landstraßen und Autobahnen. Auf dem Weg entdeckten wir die ersten Störche die ihre Nester auf Straßenlaternen bauten. Die Landschaft wechselte recht schnell von Stadt zu flachem Land zu Hügeln, teilweise merkwürdig geformt und bewachsen.
Uns ist auf der Fahrt aufgefallen, dass immer wieder im Nirgendwo einfach Menschen rumstehen und scheinbar auf etwas warten, wir haben aber noch nicht herausgefunden auf was. Außerdem scheint es üblich zu sein, dass einzelne Polizisten Brücken bewachen und das jede Kuh einen eigenen Hirten braucht.
In Fés angekommen ergibt sich ein ganz neues Stadtbild. Die Stadt ist eingebettet in ein Tal umschlossen von Bergen. Wir fühlten uns gleich viel wohler als in Rabat. Es war auch nicht so dreckig und zugemüllt.
Die Medina begann an einem wunderschönen blauen Tor und es dauerte nicht lange bis uns die ersten Leute anquatschten ob sie unser Gepäck tragen und uns zum Hotel führen sollen. An dieser Stelle soll gesagt sein, dass Koffer für unsere Art von Reise keine gute Idee waren. Die ganze Zeit diese großen sperrigen Mistdinger durch die Straßen zu schleppen war ätzend. Gott sei Dank habe ich so einen tollen Freund, der mir stets half und das Ganze als Training nutzte. Merke beim nächsten Mal Bagpackerrucksack!
Einen dieser Männer sind wir leider nicht losgeworden und wie in Marokko so üblich brachte er uns nach einigem Suchen zu unserem Hotel (keine Ahnung ob wir es auch so gefunden hätten) und verlangte ein paar Dirham. Es war immer wieder eine Diskussion da er viel mehr haben wollte als wir geben wollten und auch als unser Reiseführer uns empfahl. Aber so ist das wahrscheinlich einfach in armen Ländern.
Im Riad angekommen hatten wir gleich einen ganz anderen Eindruck. Wir wurden nicht so herzlich begrüßt und es gab nur einen lieblos servierten Minztee. Und Minztee heisst hier ein paar Blätter Schwarztee, ein paar Blätter Minze und jede Menge Zucker. Dafür war der Gemeinschaftsraum sehr hübsch mit vielen blauen und weißen Mosaiken verziert. Unser Zimmer war auch mehr eine Katastrophe als ein schöne Unterkunft, aber für eine Nacht sollte es reichen. Wie auch schon im Repose ging unser Zimmer direkt vom Gemeinschaftsraum ab. Für diese Nacht sollte das ein wenig Lärm und viel Helligkeit heißen. Dann ging es auf die Stadt zu erkunden. Da Freitag war, hatte der Suk geschlossen und die einsamen Gassen waren ein wenig gruselig. Vor allem kamen uns immer wieder wie Jedi Ritter gekleidete Menschen entgegen, die uns fragten ob wir Haschisch kaufen wollten. Wir lehnten jedes mal dankend ab. Wir gingen Richtung Stadtmauer und tranken wieder einen Orangensaft. Diese Stadtmauern gefallen mir wirklich sehr gut. Wir machten uns auf die Suche nach dem botanischen Garten, hier nur als „beautiful garden“ bekannt, den uns der Typ im Riad empfohlen hat. Der hat übrigens so leise gesprochen, dass man ihn kaum verstehen konnte. Der Garten war schön angelegt und vorallem sauber. Danach liefen wir am Rand der Stadtmauer entlang zu zwei Ruinen die wir schon von Weitem entdeckt hatten. Sie lagen leicht erhöht auf einem Berg am Stadtrand. Die Aussicht von dort oben über die Stadt war fantastisch! Das Wetter war auch einfach perfekt. Blauer Himmel und weder zu heiß noch zu kalt.






Dem Internet sei Dank fanden wir abends ein zauberhaftes kleines Restaurant, welches wir ohne Tripadvisor wahrscheinlich niemals gefunden hätten. Man musste eine sehr leicht übersehbare Treppe viele Etagen hinauf. Ich hätte niemals gedacht wie versteckt ein Restaurant so sein kann. Oben angekommen gab es eine wunderschöne Dachterrasse mit herrlichem Blick über die Stadt. Es war auch ganz schön voll. Und sogar den ein oder anderen Tourist konnten wir entdecken. Wir gönnten uns für 950 Dirham ein 3 Gänge Menü und genossen die Abendstimmung.
Duschen sollte in Marokko weiterhin eine Herausforderung bleiben. In dem kleinen Bad machte man natürlich alles nass. Man hatte gar keine andere Wahl. Hier war das Problem es gab ausschließlich extrem heisses Wasser, aber mit Geduld lassen sich ja viele Dinge regeln.

Tag 4:
Das Frühstück in Fés war okay. Leider gab es das erst um neun und so kamen wir eine Stunde später als geplant los. Dass die Fahrt  nach Tinghir mehr als neun Stunden in Anspruch nehmen würde hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht geahnt. Eine Abbiegung wurde uns zum Verhängnis und wir trauten dem falschen Navi (gekaufte Karte auf einem Nüvi gegen Open Street Maps auf dem Handy). Dafür haben wir auf dem Weg wirklich viel verschiedene Facetten des Hohen Atlas mitbekommen und die ein oder andere Seltsamheit erlebt. Es ist ganz furchtbar wenn auf engen Passstrassen ein LKW vor einem fährt. Das Überholmanöver ist gar nicht so einfach und in schneckentempo hinterher fahren ist keine Option. Oft sind auch Kleinbusse beispielsweise mit Ziegen, Schafen oder Kühen beladen. Die Tiere sitzen dann oben auf dem eingezäunten Dach des Autos. Teilweise bringen solche Kleinbusse auch Menschen von Ort zu Ort, wobei wir uns immer noch fragen welche Orte, denn das waren teilweise wirklich Stunden von Ort z Ort. Und die Busse waren wirklich vollgestopft, sodass Kinder auf dem Dach saßen oder sich hinten auf die Leisten stellten. Wir hatten immer Angst, dass gleich eins runter fällt und wir drüber fahren. Eine Szene auf der Fahrt hat mich sehr, sehr traurig gestimmt. Ein Esel stand tieftraurig am Straßenrand vor einem kleinen Graben und ich wusste erst nicht was los war, bis ich zwei verstorbene Esel in Mitten des Grabens entdeckt habe. Das war wirklich kein schöner Anblick. Es war viel Off Road Strecke die wir bewältigen mussten und in dieser Zeit kamen wir nur sehr langsam voran. Nach 6 Stunden hört es dann auch langsam auf Spaß zu machen. Als endlich das Ziel in Sicht schien passierten wir sogar schon die berühmt Todhra Schlucht, die wir am nächsten Tag bewandern wollten. Insgesamt ist die Landschaft dort mit Utah zu vergleichen. Zumindest haben wir das gemacht, obwohl wir noch nie dort waren :)
Es sah alles ein bisschen aus wie Mond und Marslanschaft.
Hinter der Todesschlucht lag dann auch die Oasenstadt Tinghir. Als wir am Ende des Tages endlich in unserem Hotel Kasbah angekommen sind mussten wir in unserem Zimmer feststellen, dass es nur einen Duschvorhang zum Klo gab. Zur Dusche hingegen gab es eine Tür… Wer sich das wohl ausgedacht hat? Privatsphäre war auf jeden Fall dahin.Von der zwar sehr großen aber nicht ganz so schönen Dachterrasse hatten wir einen unglaublich schönen Blick über die Stadt und konnten unser Omlett de Fromage genießen.


Tag 5:
Nach dem leckeren Frühstück auf der Dachterrasse mit wunderschönem Blick über die Oase machten wir uns inklusive GPS Track auf dem Handy auf den Weg in die Todhra. Es war tatsächlich gar nicht so schwer den Anfang des 8km langen "Wanderwegs" zu finden. Die ersten beiden Stunden der Wanderung hatten wir auch noch eine Art Weg dem wir folgen konnten, allerdings endete dieser einfach irgendwann und wir halfen uns mit dem GPS Track. Die Landschaft war phänomenal und wir konnten uns gar nicht satt sehen an der Utah-ähnlichen Gegend. Auch kam uns keine Menschenseele entgegen. Der Track führte uns irgendwann durch ein ausgetrocknetes Flußbett und überall wuchs Thymian dessen Duft durchgehend in unsere Nase drang. Durch das Flußbett und über die großen Steine zu klettern hat wirlkich Spaß gemacht.
Irgendwann tauchte aus dem Nichts auch wieder eine Art Weg auf. Immer wieder kamen uns große Ziegenherden auf unserem Weg entgegen. Wer weiß wo die herkamen und hinwollten. Habe ich eigentlich schon erwähnt dass es heiß war? Es war unglaublich, der Boden hat sogar vor Hitze geflimmert und bei der Landschaft gab es kein einziges Fleckchen Schatten. Wir hatten insgesamt 6 Liter Wasser bei uns und hofften dass wir damit auskommen würden. Ich tappte also auf besagtem Weg Nils hinterher als ich plötzlich ein merkwürdiges Geräusch hörte. Ich hörte das irgendwas oder irgendwer von hinten auf uns zu gerannt kam. Plötzlich tauchte ein stark hechelnder Hund neben mir auf. Ich habe mich unglaublich erschrocken und mit freilebenden Hunden weiß man ja auch nie... Vielleicht aggressiv oder krank? Dieser Vertreter, übrigens ein Mädchen, schien auf den zweiten Blick dann aber ganz freundlich zu sein. Wir hatten auch wirklich Mitleid mit ihr. Füttern kam für uns aber nicht in Frage. Da sie so starkt hechelte kalkulierten wir unseren Wasservorrat erneut und entschieden uns ihr etwas abzugeben. Wir schnitten also eine unserer Wasserflaschen auf und boten der Hündin etwas zu trinken an. Sie schien sehr dankbar und trank über einen halben Liter Wasser sofort aus. Tja und dann, wie hätte es auch anders sein können, hatten wir für die letzte Stunde des Wanderweges eine Begleiterin. Sie folgte uns auf Schritt und Tritt, mal dicht an unseren Beinen, mal lief sie etwas vor oder blieb zurück um etwas zu jagen, kam aber immer wieder zu uns. Wir befürchteten schon sie bis zum Auto nicht mehr loszuwerden. Das klingt zwar hart, aber was hätten wir denn machen sollen? Einfach wegfahren und sie stehen lassen hätte mir das Herz gebrochen. Gott sei Dank ließ sie uns aber ziehen, als sie merkte, dass wir wieder in der Nähe der Straße und der kleinen Stadt waren. Sie sah uns noch eine ganze Weile nach und wir schauten auch immer wieder nach ob sie noch dort stand.
Nachmittags schlenderten wir noch durch die Stadt und die Medina und ließen uns mal wieder von einem einheimischen bequatschen der uns zufällig aufgabelte als wir grade Geld abgehoben hatten. Er wollte uns wie so viele andere die Stadt zeigen und ich war sehr dafür dass wir ihn loswerden sollten und so redete sich Nils einfach damit raus, dass die Frau (also ich) mal dringend zurück ins Hotel auf die Toilette muss. Das Ganze hat dann auch Gott sei Dank gut geklappt und wir sind einfach von der anderen Seite auf den Markt gelangt. Dank Internet haben wir mal wieder ein wirklich tolles Restaurant mit Terrasse inklusive Blick auf die Oase gefunden. Das Essen war sehr zwiebellastig, gab es vielleicht auf dem Markt grade im Angebot (?), aber sehr lecker. Irgendwie scheinen wir in der absoluten Nebensaison zu reisen, denn egal wo wir hinkommen es gibt einfach keine oder nur vereinzelt Touristen.
Zurück am Hotel gab es ein kleines Parkplatzproblem. Wir Deutschen mit unserer piepsenden Einparkhilfen im Heimatland, haben es einfach nicht geschafft den Dacia in eine kleine unvorteilhafte Parklücke zu fahren und haben dem armen Auto zwei ordentliche Schrammen verpasst. Gott sei dank sind wir für alles Versichert (typisch deutsch?). Letztendlich hat unser sympathischer und lustiger Hotelchef für uns eingeparkt und uns auch ein kleines bisschen mit den Worten“you can not drive, maybe donkey but no car“ ausgelacht.

Fortsetzung folgt...

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