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Tag 6:
Eigentlich gar keine so spektakuläre Fahrt mehr, nachdem
wir ein paar Tage zuvor so lange unterwegs waren. Unser erstes Ziel war
die Pon de naturelle in Imi’m’ifti circa eine Stunde Fahrt von unserem
eigentlichen Ziel entfernt. Bis dahin war es aber noch ein gutes Stück Fahrt über die schlechten Pisten des Atlasgebirges. Auf dem Weg trafen
wir auf Franzosen die Mitten im Atlas eine Reifenpanne hatten. Ich bin
sehr dankbar darüber, dass wir davon verschont geblieben sind. Ab und zu
trifft man auf kleine Dörfer und man fragt sich wie zum Teufel man dort
leben kann. Das waren auch einige der wenigen Orte an denen man mal
keine Satellitenschüssel fand. Ansonsten scheint es so,
dass egal wie arm man ist, Satellitenschüssel und Fernseher hat man trotdzem. Auf dieser Strecke kam uns auch Ewigkeiten kein Auto
entgegen und wenn doch wurde es auf der Strasse ganz schön eng und es
gab die ein oder andere Schrecksekunde. Ansonsten sieht man hier viele
alte deutsche Krankenwagen auch einen der DLRG haben wir entdeckt. An
der Naturfelsbrücke angekommen badeten wir unsere Füße im kalten Wasser
des Flusses und genossen die Aussicht. Auch hier kaum ein Touri. Die
Wanderung durch die Brücke war zwar sehr schön aber weder besonders lang
noch sonderlich spektakulär.
Später in Ouzoud checkten wir in
dem absolut unschönsten Hotel mit dem wohl größten Potential ein. Viel Platz, alles umgrünt, aber extrem runtergekommen. Dort
aßen wir zu Abend. Das wohl witzigste Omelett de Fomage aller Zeiten. Es
war einfach ein gebratenes Ei und darauf waren lieblos ein paar Stücke
Schmelzkäse verteilt. Wenigstens hat uns dieses Abendessen auch nicht so viel
gekostet. Wir haben zu unserem Essen jeweils eine Cola bestellt, bis wir
die hatten war das Omelett aber schon längst aufgegessen. Ein Junge
musste erst loslaufen und irgendwo in der Umgebung besagte Coladosen
kaufen, dann verweilten sie kurz im Tiefkühlfach damit wir sie nicht
pipiwarm trinken mussten. Wenigstens ist der zum Hotel gehörende Hund
süß. Aber der Umgang der hier mit Tieren gepflegt wird ist nicht so
schön anzusehen.
Hier ergab sich im übrigen mal ein ganz neues Duschproblem, denn das Wasser wollte einfach nicht ablaufen.
Tag 7:
Auch
das Frühstück in diesem Hotel war nicht wirklich das Beste. Statt
Butter gab es Olivenöl und Orangensaft gab es auch nicht. Dafür machte
es sich eine Katze auf meinem Rucksack bequem und als ich anfing sie zu
streicheln rollte sie sich gleich auf den Rücken und fing an zu
schnurren. Dann machten wir uns zu Fuß auf den Weg Richtung Wasserfall.
Der war schneller gefunden als erwartet und es warteten schon eine Menge
Guides die uns gerne führen würden. Aber außer uns auch wieder kein
Tourist zu sehen. Wir standen oben am Wasserfall und konnten die 100m
ganze ohne Absperrung oder Sicherung hinunter sehen.
Das
war etwas gruselig, aber auch sehr beeindruckend. Wir machten uns auf
dem Wasser flussabwärts zu folgen. Die ersten paar 100m am Fluss entlang
waren voll mit zur Zeit geschlossenen Cafes und Campingplätzen. Wie
bereits erwähnt touristisch gesehen nichts los, aber für uns genau das
Richtige. Auf unserer 6 stündigen Wanderung begegnete uns kein
einziger Tourist. Nur ab und zu tauchte scheinbar aus dem nichts ein
Guide auf der uns führen wollte und es ist wirklich gar nichts so
einfach sie loszuwerden. Sie sind auch recht schnell beleidigt wenn man
die Angebote ablehnt, aber wir gehen nun mal lieber selbst auf
Entdeckungstour. Nach einiger Zeit teilte sich der Weg und wir
entschieden uns dem Weg weiter oben zu folgen der nicht direkt am Fluss
entlang lief. Der Weg war zwar für unser eigentliches Ziel nicht der
richtige und wir mussten nach einiger Zeit umdrehen, dafür aber sahen
wir einige Berberäffchen in freier Natur.
Wir
wurden erst durch ihre Rufe auf sie aufmerksam und Nils entdeckte sie
als Erstes. Zurück auf unserem eigentlichen Weg kletterten wir
irgendwann ziemlich steile Felsen hinauf und aßen mit einem tollen
Ausblick eine der besten Galia Melonen die ich je probiert hatte. Wir
überquerten irgendwann den Fluß über eine aus Holzstücken und Sandsäcken
improvisierte Brücke und versuchten einen Weg auf der anderen Seite des
Flußes zurück zum Wasserfall zu finden.
Leider sind wir gleich an
zwei Stellen gescheitert. Nichts desto trotz waren die Wege aufregend,
herausfordernd und cool. An einer Stelle versuchten wir erneut den Fluß
zu überqueren, diesmal allerdings ohne Brücken sondern nur über Steine.
Dazu muss man sagen, dass das ein durchaus reißender Fluß war. Wir kamen
relativ nah ans andere Ufer über die Steine, aber die letzten zwei drei
Meter waren einfach zu gefährlich, sodass wir umkehren mussten und den
Weg den wir gekommen waren zurück nahmen. Wir wollten auch zeitig am
Auto sein, da wir nur äußerst ungern im dunklen Auto fahren wollten. Wir
wollten schließlich noch in Marrakesch ankommen heute. Habe ich
eigentlich schon erwähnt dass ich mich tierisch auf die Schnüss gelegt
habe? Nein nicht beim klettern oder ähnlichem, nein einfach beim
gradeausgehen hats mich hingehauen. Natürlich auf den einzigen spitzen
Stein der weit und breit zu sehen war. Hose kaputt und Knie blutig.
Später beim Klettern bin ich nochmal mit meinem Popo an einer Kante
hängen geblieben und hab mir da die Hose aufgerissen. Gott sei Dank
hatte ich ein langes T Shirt an.
Auf dem Weg nach
Marrkesch hatten wir auch noch ein Puls in die Höhe treibendes Ereignis.
Wir fuhren zu schnell (wie gesagt die Verkehrsregeln sind nicht immer
ganz eindeutig) und wurden von marrokanischen Polizisten aus dem Verkehr
gezogen. Mir ist das Herz in die Hose gerutscht. Wir waren sehr
freundlich und auch die Polizisten waren sehr nett. Sie kassierten 300
Dirham. Für uns völlig in Ordnung, aber sie ließen uns noch nicht
fahren. Bis wir auf einmal auf das gestern laufende Fußballspiel von
Bayern München angesprochen wurden. Die Polizisten lachten und gaben uns
das Geld zurück und fragten uns ob wir jetzt glücklich sind. Erleichtert
so glimpflich aus dieser Situation herausgekommen zu sein fuhren wir in
die Stadt. Marrakesch ist wirklich voll mit Autos, Bussen, Motorrädern, Mofas,
Kutschen, Mauleseln und Fußgängern und aus einer zweispurigen Straße
wird schnell mal eine mit vier Spuren. Ganz nach der Devise: Da ist doch
noch Platz. Es werden übrigens im ganzen Land viele Häuser gebaut, aber
manchmal sieht es auch schon echt verfallen aus. Man war sich nie
sicher Baustelle oder schon verfallene Gebäude?
Den Parkplatz in
Marrakesch fanden wir ohne Probleme. Nur um zu unserem 1. Riad in
Marrakesch zu gelangen brauchten wir Hilfe. Zwei Kinder halfen uns für
10 Dirham. Natürlich wieder mit Diskussion, dass das viel zu wenig sei. Es
war wirklich ein sehr nettes Riad mit freundlichem Perosnal. Unser
Zimmer lag wie bereits üblich direkt am Gemeinschaftsraum. Abends gingen
wir in ein Restaurant in der Nähe einer großen Moschee. Die
Dachterrasse war mal wieder ein Traum und die Aussicht super. Wir
konnten Storche bei der Nest- und Brutpflege beobachten und es gab zum ersten Mal Bier auf dieser Reise, allerdings alkoholfrei :).
Tag 8:
Ich
hörte noch im Bett liegend wie der Regen auf die Abedeckung des
Innenraums prasselte. Das Wetter sollte es an diesem Tag nicht gut mit
uns meinen. Es schüttete immer wieder wie aus Eimern und wir waren sehr froh
über unsere Jacken. Wir wollten es ein bisschen mit Kultur versuchen
und besuchten trotz Regen einen verfallenen Palast und hübsch verzierte
Gräber eines Sultans inklusive Kinder und Enkelkinder. Da wir noch das
Riad wechseln mussten ging es mittags zum Umzug in unser erstes Riad zurück.
Auch bei der Suche des zweiten Riads waren wir auf Hilfe angewiesen. Wie
sich hier jemand in den endlosen Gassen auf anhieb zurecht findet ist
mir immer noch ein Rätsel. Unser zweites Riad war quasi mitten in der
Innenstadt von Marrakesch. Wir konnten das Treiben des Marktes bis zu
unserer Dachterasse hören. Typisch Touri machten wir an diesem Tag noch
einen großen Fehler. Wir liefen um den Suk rund um Jamaa el Fna und
kauften alles mögliche ein ohne zu vergleichen und ohne das Feilschen
mit kleineren und vor allem preiswerteren Produkten geübt zu haben.
Übrigens
haben wir hier tatsächlich den ein oder anderen Touristen entdeckt.
Zuerst blieb ich in einem Laden hängen der voll war mit
Holzkästchen und diversem weiterem Holzschnickschnack (typisch für mich). Es waren aber
auch wirklich hübsche Kästchen und der Mann im Laden war sehr nett.
Nachdem ich eine „magic Box“ gelöst hatte bot er 10000 Kamele und seinen
ganzen Laden für mich. Letztendlich kaufte ich ein Holzkästchen und
ein Kamel für circa 11 Euro. Später sah ich natürlich ähnliche Kästchen
für 5 Euro und Kamele für 50 Cent. Naja ich bilder mir einfach ein,
dass wie der Verkäufer es sagte mein Kästchen einfach „high quality“
ist. Noch in dem Laden fing es wieder ordentlich an zu schütten und zu
hageln. Die Hagelkörner waren circa Weintrauben groß und machten auf den
vielen Wellblechdächern ordentlich krach. Ich bin mir tatsächlich nicht
sicher ob ich vorher schon einmal so große Hagelkörner gesehen habe.
Nicht viel weiter hatte uns schon der nächste Verkäufer an der Angel.
Auch er war sehr nett und vor allem lustig. Er hatte ein unglaubliches
Verkaufstalent und sollte eigentlich in Deutschland Autos verkaufen :). Wir durften an allen möglichen Kräutern und Gewürzen riechen. Er
erklärte uns zu jedem Gewürz was darin ist und machte immer wieder Witze
über potenzfördernde Tees und zeigte auf sehr große längliche Kürbisse
die am Nachbarstand von der Decke hingen. Er schmierte uns mit
unterschiedlichen Seifen voll und wir kauften schließlich Gewürze, Tee
und Arganöl. Eine Art marokkanischen Bimsstein bekamen wir geschenkt.
Nicht wirklich viel weiter hingen wir schon im nächsten, dafür aber auch
letzen Laden für heute. Es gab Teekannen und Gläser. Der gute Mann
holte sogar aus sämtlichen umliegenden Geschäften noch Kannen, da uns
die die er dort hatte nicht zu 100 % gefielen. Letzendlich ließen wir
einiges an Geld dort bekamen aber auch 14 Gläser eine Kanne und ein
Tablett.
Wir
brachten alles zurück in unser Riad und nutzen ein paar Momente ohne
Regen um die Dachterrasse zu testen. Der Blick war mal wieder
fantastisch. Man sah das große Minarett der Moschee, die Berge, die
Stadt und man hörte die Trommler und Schlangenbeschwörer auf dem Markt.
Auf dem Markt sahen wir im Übrigen auch einige sehr unschöne Dinge.
Äffchen an kurzen Leinen und mit Windeln die irgendwelche Kunststücke
machen sollten oder an Touris für Fotos hochkletterten. Total benebelte
Schlangen die überall herum lagen. Zum Verkauf standen Echsen,
Chamäleons Landschildkröten und Falken. Alle sahen sehr schlecht und
zerrupft aus und die Haltung ließ wirklich zu wünschen übrig. Abends
schickte uns Tripadvisor ins Cafe Zwin Zwin. Dachterrasse war an diesem
verrengneten Abend leider keine Option. Es gab das erste mal Wein und
Bier (einer der wenigen Ort in Marokko, stört mich aber nicht weiter)
und ich aß Couscous. Dazu gab es karmalisierte Zwiebeln mit Rosinen. Das
war unglaublich lecker. Nils aß Hühnchen Pastilla und war ebenso
begeistert.
Unser
Zimmer im Hotel war übrigens mal nicht direkt am Gemeinschaftsraum
sonder ganz oben direkt an der Dachterrasse. Das war mal eine
willkommene abwechslung. Unser erste Eindruck vom Zimmer war allerdings
„Puff“, da unser Bett mit Leopardenmuster überzogen war. Auch die Decke
und die wirklich vielen Kissen wechselten von Tiger zu Leoprint und es
erinnerte doch stark an das wohl älteste Gewerbe.
Tag 9:
Heute
mussten wir früh raus, denn es ging aufs Kamel. Wir wurden am Cafe de
France relativ unproblematisch eingesammelt. Unser Fahrer stellte sich
als marokkanischer Obama vor. Sein Kommentar: Ich sehe zwar so aus wie
Obama (naja :) ), aber ich habe leider nicht so viel Geld wie er. Bei
den Kamelen angekommen gab es eine kurze Einweisung und dann ging es
direkt auf die Wüstenschiffe.
Mein Wunsch erfüllte sich, denn es gab gleich zwei Babykamele. Die
machen übrigens ganz schön laute und seltsame Geräusche, ein bisschen
wie ein Wookie. Mein Kamel hieß Aysa und wir bildeten den Schluss der
Karawane. Ich fand es gar nicht so bequem da oben und war wirklich froh
nach über 1 Stunde zumindest erstmal wieder am Boden zu sein. Bei der
Pause gab es marokkanischen "Whiskey", sprich grüner Tee mit Minze und
einigen Kilo Zucker. Außerdem gab es unseren Lieblingssnack Mesnmn
(keine Ahnung wie man das schreibt) mit Honig uns Sesam.
Dann ging
es auch schon zurück. Es ist überaus niedlich, wenn die kleinen Kamele
anfangen zu Traben. Der Ritt ging übrigens durch "Steinwüste und
Palmenhaine". Man könnte auch sagen fünf Palmen in trister Landschaft.
Am Ende bekamen die Frauen aus der Gruppe einen Kamelring aus Palmenblättern geschenkt, die die Guides unterwegs bastelten.
Wieder
zurück im Hotel machten wir uns direkt auf den Weg zum Markt um
die letzten Besorgungen zu erledigen. Ich wollte unbedingt noch hübsch
verzierte Teller mit nach Deutschland bringen. Ich habe wirklich schöne
Teller gefunden und der Händler hat sehr über mich gelacht, weil ich
wohl eine harte Verhandlungspartnerin war.
Alle Einkäufe zurück ins Hotel gebracht genossen wir bis zur Dämmerung das Wetter auf unserer Dachterrasse.
Dann
ging es wieder auf den Markt. Wir wollten dort das Treiben der Nacht
erleben und es war wirklich unglaublich. Überall Schlangenbeschwörer,
Schamanen, Wahrsager, Geschichtenerzähler, Musiker, Boxkämpfe, Spiele
und mehr. Es ist kaum zu beschreiben wie magisch diese Atmosphäre war.
Fast das Schönste daran war eigentlich, dass das Ganze nicht extra für
Touristen gemacht wurde, sondern dass der Großteil der Zuschauer
Einheimische waren.
In windeseile wurden auf dem Marktplatz
unfassbar viele Essenstände aufgebaut. Wir versuchten uns einen
Überblick zu verschaffen, doch wir kamen nicht weit. Wir wurden
hartnäckig von den Anwerbern der einzelnen Stände bequatscht."We have
the best" wurde uns quasi an jedem Stand versprochen. Ein Platz wurde
uns so angeboten: "Face to face , romantic place". Romantisch war bei
diesem Trubel wirklich gar nichts. Schlussendlich schien es an den
verschiedenen Ständen fast überall das Gleiche zu ähnlichen Preisen zu
geben.
Wir entschieden uns für den ersten Stand. Es war auch
wirklich nett, wobei das Essen nichts besonders war. Dafür war die
Stimmung und die Atmosphäre einmalig und unbeschreiblich.
Tag 9 und 10:
Heute
ging es nach Azemmour. Unsere letzte Station vor unserem Rückflug. Die
Stadt liegt direkt am Meer. Auch hier: Keine Touristen. In unserem Hotel
waren wir die einzigen Gäste. Die Dachterrasse war mal wieder
fantastisch. Wir machten uns einen schönen Tag am Meer und genossen ein 3
Gänge Menü auf unserer Dachterrasse.
Am nächsten Morgen ging es zurück nach Casablanca und wieder zurück nach Hause.
Was ein atembraubender, abenteuerlicher, aufregender Urlaub!
Vielleicht macht sich einer von euch ja auch auf den Weg nach Marokko :)
Berichtet mir!
Anni